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Welche Bedeutung haben Kühlaggregate für die Klimabilanz des deutschen Verkehrssektors? Dies beleuchtet eine detaillierte Studie des Smart Mobility Institutes.

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden – das ist das Ziel der Bundesregierung in Reaktion auf die Verabschiedung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Besonders großes Senkungspotenzial besteht im deutschen Verkehrssektor, vor allem im Güterverkehr. Auch die Nachfrage nach Frisch- und Tiefkühlprodukten wächst kontinuierlich, sodass bei der Gesamtbetrachtung der Emissionen im Verkehr auch die Emissionen von Kühlaggregaten, die auf Nutzfahrzeugen und an Anhängern verbaut sind, mitberücksichtigt werden müssen.

Die Bedeutung emissionsarmer Kühlsysteme für die Erreichung der Klimaziele geht aus der Studie „Klimafreundliche Kühlsysteme für den Straßengüterverkehr – Marktüberblick und Dekarbonisierungspotenziale“ hervor, die das Smart Mobility Institute der Hochschule Bremerhaven im Auftrag der NOW angefertigt hat. Die Studie gibt einen umfassenden Überblick zu dem Themengebiet der Kühltransporte und beleuchtet den Status Quo sowie die derzeitig am Markt verfügbaren Lösungen. Es wird dargestellt, welche Fahrzeugvarianten und Einsatzbereiche derzeit abgedeckt werden und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten sowie die Entwicklung der aktuellen Zulassungszahlen. Auch wird der Einsatzort und das Verkehrsaufkommen von Kühltransporten innerhalb Deutschlands beleuchtet.

Kühltransporte haben Einsparpotenzial von über 7 Millionen Tonnen CO2

Mit 75.631 Fahrzeugen der Klassen N2 und N3 und vorrangig Anhängern der Klassen O3 und O4 im Jahr 2022 hat die Kühltransportlogistik schon heute einen hohen Anteil von 5,72 Prozent am Gesamtgüterverkehr in Deutschland. Hieraus leitet sich eine entsprechende Wirkung auf das Verkehrsaufkommen ab sowie ein Anteil von 2.891.496 t CO2 an den Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors. Die in der temperaturgeführten Logistik eingesetzten Anhänger mit der Aufbauart “Mit Isolierwänden und Kühlung” und der Klassen O3 und O4 erhöhen die derzeit in der Kühllogistik emittierten Treibhausgasemissionen um weitere 4.541.519 t CO2. Damit lässt sich das in der temperaturgeführten Logistik vorliegende Einsparpotenzial an Treibhausgasemissionen insgesamt auf rund 7,43 Mio. t CO2 pro Jahr beziffern.

Ein großer Teil der gekühlten Transporte wird momentan auf der Straße durchgeführt. Eine stärkere Verlagerung dieser Transporte auf andere Modi, wie die Schiene, wäre eine grundsätzliche Option, die viele Treibhausgasemissionen einsparen würde. Weitere Alternativen zu den heute gängigen Diesel-Kühlsystemen wären etwa elektrische Rekuperationsachsen, batterie- und brennstoffzellenbasierte Kühlsysteme sowie solarbasierte Stromerzeugung am Trailer.

Kältemittel mit starker Klimawirkung

Weiterhin stellt der Austausch der Kältemittel durch solche mit weniger klimaschädlicher Wirkung ein großes Potenzial zur Emissionssenkung dar. Kältemittel weisen im Verhältnis zum Treibhausgas CO2 oft eine um das Vielfache höhere Treibhausgaswirksamkeit auf. Daher können sich bereits einfache und schnell umsetzbare Anpassungen der in Kühlsystemen eingesetzten Kältemittel positiv auf die Treibhausgasintensität temperaturgeführter Transporte auswirken.

Abschließend bietet die Studie mehrere Handlungsempfehlungen an, mit denen sich Triebhausgasemissionen durch Kühltransporte insgesamt reduzieren ließen und weitere Anreize für den Ausbau klimafreundlicher Kühlfahrzeuge geschaffen werden könnten. Dazu zählen die Verlagerung von Transporten auf die Schiene, die Vermeidung von Transporten durch optimierte Logistik, der Aufbau von Tank- und Ladeinfrastruktur für Wasserstoffbrennstoffzellen- und batterieelektrische Nutzfahrzeuge (inklusiver solcher, die parallel auch für Kühlsysteme genutzt werden kann), die Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnologie, ein konsequenter Austausch von Kältemitteln gegen solche mit weniger klimaschädlicher Wirkung sowie die Anpassung bestehender Förderprogramme der Bundesregierung an die speziellen Erfordernisse von Kühltransporten.

Eine Zusammenfassung der Studie steht hier zum Download bereit. Die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden.

Interessierte haben die Möglichkeit, am 20.07.2023 in einem Online‐Seminar der NOW und des SMI mit den Autorinnen und Autoren der Studie über die Ergebnisse im Detail zu sprechen. Für das Online-Seminar können Sie sich hier anmelden.