Welche Ziele haben Sie sich bei der Umstellung auf klimafreundliche Nutzfahrzeuge gesetzt und wie sind Sie dabei konkret vorgegangen?
Als familiengeführtes Unternehmen liegt Nachhaltigkeit – auch die ökologische – in unserer DNA. Bereits seit den 80er Jahren setzt Ansorge stark auf den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene und reduziert damit schon seit langen CO2-Emissionen im Güterverkehr.
Seit 2015 beschäftigt man sich im Unternehmen mit dem Thema E-Mobilität bei schweren Nutzfahrzeugen. Damals entwickelt der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Thoma die Vision, dass auch Lkw elektrifizierbar sein sollten. Zum damaligen Zeitpunkt undenkbar für alle namhaften Nutzfahrzeug-Hersteller. 2018 präsentiert Ansorge daher zusammen mit Technologie-Partnern und mit Unterstützung des Freistaats Bayern einen umgerüsteten BEV-Prototypen auf Basis einer MAN Sattelzugmaschine (SZM) auf der Nutzfahrzeug IAA in Hannover. Die Machbarkeit ist damit erfolgreich bewiesen.
Seit 2023 betreibt Ansorge nun schon 10 E-Lkw im Regelbetrieb in passenden Anwendungsszenarien – davon 9 vollelektrische Volvo FH Electric SZM und eine erneut umgerüstete SZM auf Basis eines MAN TGX. Alle 10 Fahrzeuge sind gefördert durch das KsNI-Programm des Bundes.
Verbunden damit war der Aufbau einer eigenen Infrastruktur zur Erzeugung und Zwischenspeicherung von Strom sowie zum Laden der BEV-Fahrzeuge. Die Photovoltaik-Anlagen nur allein am Hauptstandort Biessenhofen produzieren künftig knapp 3 Mio. kWh Strom im Jahr.
Durch geeignete Software-Tools werden die entsprechenden CO2-Emissionen GLEC-und ISO-konform gemessen. Damit können unsere Nachhaltigkeitsbemühungen für die eigenen Nachhaltigkeitsberichte, aber auch für die der Kunden glaubhaft und zertifiziert dargestellt werden.
Durch die frühe Adaption der neuen Technologie verstehen wir uns als Vordenker bzw. Pionier der E-Mobilität im Güterverkehr. Unser deutlicher Vorsprung auf der „Lernkurve E-Mobilität“ zeigt sich auch heute noch durch die Ansprache globaler Konzerne, OEM-Strategie-Abteilungen und die öffentliche Hand, wenn es um das Teilen von Erfahrungen und Best Practices geht.
Auch die kommenden Jahre soll der E-Anteil in unserem Lkw-Fuhrpark weiter steigen.
Welche konkreten Erkenntnisse konnten bei der Umstellung bisher gewonnen werden? Welche besonderen Herausforderungen gab es? Welche „Dos and Don’ts“ sollten andere bei der Umsetzung beachten?
- Richtiger Einsatz der Fahrzeuge: Gerade die E-Lkw Modelle der frühen Generation haben nur relativ geringe Reichweiten (bis zu 300 km). Dies erfordert eine gute Planung in welchen Anwendungsfällen diese Fahrzeuge zum Einsatz kommen sollen. Bei Ansorge werden die E-Lkw vor allem in bekannten Regelverkehren eingesetzt. Mit der nächsten Generation mit 500 km und mehr an Reichweite, wird dann zunehmend die freie Disposition der Fahrzeuge in ganz Deutschland interessant.
- Depot-Laden vor Laden auf der Strecke: Um die Betriebskosten der Fahrzeuge besser kontrollieren zu können, empfehlen sich Einsatzszenarien, die viele Ladevorgänge an eigenen Standorten oder an Standorten von Partnern zu guten und bekannten Konditionen zulassen. Im Umkehrschluss sollte jeder E-Lkw Betreiber auch die passende eigene Ladeinfrastruktur vorsehen.
- Einbindung der Mitarbeiter: Wir haben frühzeitig große Teile unseres Fahrpersonals auf den E-Fahrzeugen geschult und eingewiesen. Dadurch wurden Hemmnisse und Vorurteile abgebaut. Viele Fahrer, die einmal elektrisch gefahren sind, wollen meistens nicht mehr auf den Diesel-Lkw zurück wechseln.
- Klare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen: Für den wirtschaftlichen Betrieb von E-Fahrzeugen sind die richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen notwendig. Dazu gehört unserer Meinung nach eine gesetzliche Grundlage zur Mautbefreiung von E-Lkw bis z.B. 2030. Wenn dies von der Politik vereinbart wird, dann ist die Kosten-Parität (die sog. TCO-Parität) zum Diesel-Lkw heute schon in greifbarer Nähe und Unternehmen erhalten Planungssicherheit für ihre Investitionen.
- E-Mobilität ist immer noch Pionierarbeit: Der tiefgreifende Wandel hin zur E-Mobilität ist immer noch im Pionier-Stadium. Mehr und mehr Unternehmen schließen sich dieser Reise jetzt an. Als Unternehmen sollte man aber Geduld und Zeit auf dieser Reise mitbringen. Nicht alles funktioniert sofort perfekt. Aus Fehlern muss gelernt werden, Prozesse und Abläufe immer wieder hinterfragt und angepasst werden.
Für regelmäßige Updates zu unseren Fortschritten in der E-Mobilität lohnt ein Blick auf unsere Internetseite:
Kontakt
Stefan Hauke, Spedition Ansorge GmbH & Co.KG | Gewerbepark 2 | 87640 Biessenhofen | ansorge-logistik.de
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